Im ganzen letzten Jahr habe ich so viel mitgemacht. Weil ich sein wollte, wie ich mich sehe. Weil ich wollte, dass du sein kannst, wie du bist.

Wut kann gut sein. Sogar wenn sie während der Meditation entsteht – wie jetzt.

Zwei Dinge habe ich davon: nicht mehr geliebt zu werden und das schmerzhafteste Jahr meines Lebens. Vielleicht auch das lehrreichste.

Wut führt dazu, dass ich mich selbst spüre. Meine Therapeutin sagte mal “Wenn wir im Konflikt sind, dann sind wir bei uns.

Vielleicht siehst du nicht, wie weit ich gegangen bin. Vielleicht siehst du nicht, warum ich so oft nichts gesagt habe. Vielleicht kannst du es nicht sehen.

Gerade an Tagen wie heute, an denen ich mich lethargisch fühle, kann Wut auch Antrieb sein. Ich spüre das gerade, sonst hätte ich heute wohl nichts geschrieben.

Irgendjemand hat gesagt, ich würde nicht wertschätzen, was du alles für mich getan hast. Sie irren sich. Wenn du ihnen glaubst, irrst du dich auch.

Ich musste erst wieder lernen, Wut zu empfinden. Als Kind wurde ich oft als Wüterich bezeichnet, in den letzten 20 Jahren kam Wut dann in meiner Gefühlswelt überhaupt nicht mehr vor. Erst im vorletzten Jahr habe ich sie, auch durch die Therapie neu entdecken können.

Aber ich bin genauso weit gegangen wie du. Für dich. Für uns.

Anfangs bin ich dann aber wohl über die Strenge geschlagen. Ich habe oft Menschen verletzt mit meiner Wut. Dabei sollte sie nur ein Ausdruck meiner selbst sein.

Zu weit. Ich will diese Herausforderung nicht.

Ich bin gerade dabei die richtige Mitte zu finden. Achtsamkeit hilft mir sehr dabei und durch meine Therapie kann ich mir immer Feedback meiner Außenwirkung holen. Wut ist einer der Pflastersteine für den langen Weg, bis ich wieder bei mir ankomme.

Flo

Flo hat Mental Anarchy 2020 gegründet und schreibt über Polyamorie, Beziehungen und psychische Gesundheit. Er ist pansexuell, Zen-Buddhist und lebt vegan.

One thought on “Wut

  1. Wer den Film “Alles steht Kopf” gesehen hat, hat auch gelernt, dass Traurigkeit eine Emotion ist, die ihre Daseinsberechtigung hat. Die Protagonistin im Film versucht nämlich ihre Traurigkeit zu “verbannen” oder zu verdrängen und dann stürzt sie aber auch prompt in eine depressive Verstimmung. Nur wenn alle Emotionen zusammenarbeiten, kann es ihr gut gehen.
    Ich glaube, mit Wut ist das genauso. Wut ist auch eine Emotion, von der Menschen denken, sie sei unerwünscht, unpassend und verwerflich und deswegen wird dagegen angekämpft anstatt sie anzunehmen.

    Ich will damit sagen: Es ist ok wütend zu sein

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