Ich hab immer schon Menschen beneidet, die gläubig sein können. Religiös war ich nie. Wie auch? Wie soll ich daran glauben können, dass es einen (oder mehrere) übernatürliche Wesen gibt? Oder Chakren? Oder den Osterhasen?
“An etwas Glauben” hieß für mich immer, etwas nicht zu wissen aber vorzugeben, es zu wissen. Ohne Argumente zu sein. Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Ignoranz.
Bis jetzt.
Als ich über unsere Beziehung gesprochen habe und ihr gesagt habe, was ich mir davon wünsche, ist mir aufgefallen, dass ich eben doch schon viele male geglaubt habe. Daran glauben, dass etwas wieder ok wird. Dass eine Phase vorbei geht. Dass ich meine Träume verwirklichen kann.
“Ich kann nicht glauben, ich bin realistisch”
Ich auch. Wenn es darum geht, ob ich je meine Depression überwinden kann oder in einer feministischen, polyamoren, veganen und sex-positiven Gemeinschaft leben kann, dann weiß ich natürlich, dass es nicht sicher ist, dass dies eintreten wird. Aber ich glaube daran.
Weil Glaube etwas ist, an das ich mich festhalten kann. Etwas, das mir Hoffnung gibt an Tagen, in denen es sich anfühlt, als wäre alles sinnlos.
Und es gibt mir die Kraft, durchzuhalten und an eine bessere Welt zu glauben.
Flo
Flo hat Mental Anarchy 2020 gegründet und schreibt über Polyamorie, Beziehungen und psychische Gesundheit. Er ist pansexuell, Zen-Buddhist und lebt vegan.