Attraktivität hat viele Facetten. Ich kann attraktiv, also anziehend, für eine Person sein, wenn ich ihr optisch oder sexuell gefalle. Wenn ich zu dem stehe, was ich sage. Mir selbst treu bin. Oder wenn ich eine dicke Karre fahre.
Dass der letzte Punkt für mich nicht relevant ist, dürfte klar sein. Aber was ist mit den anderen? Wann will ich attraktiv sein?
Natürlich dann, wenn ich Menschen bewundere. Für solche, von denen wir etwas halten, wollen wir alle attraktiv sein. Menschen sind soziale Wesen und niemand kann sich davon freisprechen, dass es ein gutes Gefühl ist, von den richtigen Menschen gemocht zu werden.
Optik oder Sexappeal kann ich nur bedingt beeinflussen. Ich kann Sport machen oder Hautcremes benutzen, um für jemanden attraktiv zu sein. Aber: Wenn ich das tue, bin ich dann noch ich selbst?
Motivation sollte von innen heraus kommen, intrinsisch sein. Sich selbst weiterzuentwickeln ist auch mein größter Antrieb. Aber Menschen mit psychischen Erkrankungen können oft die Balance nicht halten. Und wissen es selbst nicht – sind meine Ansprüche an mich zu hoch? Oder muss ich mich einfach ein bisschen mehr anstrengen?
Nicht konsequent zu sein, ist ok. Ich habe keinen Leidensdruck davon, wenn ich in Dingen, die mir nicht so wichtig sind, inkonsequent bin. Etwas anderes wäre es, wenn ich sage “Ich liebe Tiere” und sie gleichzeitig esse. Wenn meine Ansprüche mich selbst aber unattraktiv für jemanden machen, was dann?
Attraktivität ist keine Einbahnstraße. Ich sollte mich immer selbst attraktiv finden, bevor ich mich frage, wie ich auf andere attraktiv wirken kann. Mit Inkonsequenz umgehen zu lernen und meine Ansprüche an mich selbst zu hinterfragen, hat mir schon viel gebracht im Umgang mit meiner Erkrankung.
Das macht mich attraktiv.
Flo
Flo hat Mental Anarchy 2020 gegründet und schreibt über Polyamorie, Beziehungen und psychische Gesundheit. Er ist pansexuell, Zen-Buddhist und lebt vegan.