Zwei Mitbewohnis haben gestern Abend eine schöne Erfahrung zu dritt gemacht. Es war eine Erfahrung, die zusammenschweißt und über die man danach viel sprechen kann.
Ich konnte nicht mitmachen, aus Gründen, die ich nicht kontrollieren kann. Und ich weiß gar nicht, ob ich mitgemacht hätte, würden diese Gründe weg fallen.
Die meiste Zeit gestern Abend konnte ich aus vollem Herzen mitfühlend sein, dass die beiden ein schönes Erlebnis haben und mich mit ihnen freuen. Kurz bevor ich schlafen ging, kam dann ein Gefühl in mir hoch, das ich schon kenne, aber in dieser Situation so nicht erwartet hätte: ausgeschlossen zu sein.
Ich erinnere bildlich mich an Momente aus meiner Kindheit, in denen ich das schon mal verspürt hatte. Da war die Gruppe Freunde, die vor meiner Tür stand und fragte, ob ich nicht mit zur Treibjagd kommen will. Meine Mutter hat mir verboten mitzugehen (wofür ich ihr im Nachhinein sehr dankbar bin!) und in mir kam genau dieses Gefühl hoch. Oder die Situation, als meine Freunde in den Skatepark gingen und ich einen gebrochenen Fußzeh hatte, und deswegen nicht mitkommen konnte.
“Ich kann nichts dafür, aber es fühlt sich trotzdem wie eine Strafe an”
All diese Situationen hatten gemein, dass ich dabei sein wollte. Gestern war ich mir da nicht mal sicher. Warum fühle ich mich trotzdem so? Ist es die Verbundenheit, die diese Erfahrung (wahrscheinlich) zwischen den Teilnehmer*innen auslöst? Oder die FOMO (Fear of missing out), also die Angst, etwas zu verpassen? Vielleicht auch die Angst, selbst wenn ich irgendwann “nachziehe”, nicht mehr aufholen zu können – lebenslang ins Hintertreffen zu geraten?
Ich will mich freuen können.
Flo
Flo hat Mental Anarchy 2020 gegründet und schreibt über Polyamorie, Beziehungen und psychische Gesundheit. Er ist pansexuell, Zen-Buddhist und lebt vegan.